Schloss Lichtenburg in Prettin, im Landkreis Wittenberg gelegen, ist eine der bedeutendsten Schlossanlagen Mitteldeutschlands. Die erlebbaren, übereinanderliegenden historischen Zeitschichten sind in ihrer Dichte und Komplexität einzigartig. Dabei ist jede Zeitschicht für sich allein betrachtet von hoher Bedeutung: Antoniterkloster – Nebenresidenz und kurfürstlicher Witwensitz – Strafanstalt – Konzentrationslager – Standort der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) Geschwister Scholl – Lern- und Begegnungs-, Erinnerungs- und Gedenkort. Damit wird das Schloss Lichtenburg zu einem Brennglas über 700-jähriger, wechselvoller Geschichte, einem Ort großer Spannungsbögen und Gegensätze. Die vielfältig erhaltenen baulichen Zeugnisse, die eindrucksvoll alle Zeitschichten widerspiegeln, sind von höchstem Denkmalwert.
Die historische Gesamtanlage wurde nach dem Einigungsvertrag als früheres Reichsvermögen Eigentum des Bundes und wird heute von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben verwaltet. Seither fehlt es an einer ganzheitlichen und nachhaltigen Perspektive für das Schloss. Das tangiert auch Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen, die alljährlich ein hohes Finanzvolumen umfassen. Die Gedenkstätte KZ Lichtenburg Prettin, die 2011 als Teil der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt in einem Gebäudeteil der Schlossanlage mit Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Seminarräumen eingerichtet werden konnte, ist heute eine zentrale Akteurin vor Ort. Der größte Teil der Schlossanlage mit insgesamt etwa 23.000 m2 Nutzfläche steht jedoch leer und sucht eine neue Nutzung.
Das Projekt „Visionen für die Lichtenburg“ hat die Entwicklung einer zukunftsweisenden und innovativen Nutzungskonzeption zum Ziel. Darüber hinaus galt es, die Schlossanlage Lichtenburg mit angemessenen neuen Nutzungseinheiten und möglichen baulichen Ergänzungen so zu entwickeln, dass die historische Vielfalt der Anlage sichtbar bleibt und sich gleichzeitig in einer angemessenen Nutzungsvielfalt abbildet. Die gesellschaftlichen Transformationsprozesse – insbesondere im ländlichen Raum – sollten ebenso wie die Forderungen des europäischen Green Deal als Chance für einen modellhaften Ausbau der Gesamtanlage des Schlosses begriffen werden.
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