„Die Großwohnsiedlung Winzerla ist mit aktuell ca. 11.000 Einwohner*innen der zweitgrößte Stadtteil der Stadt Jena. Sie liegt südwestlich des Stadtzentrums und wurde zwischen 1970-1986 erbaut. Im Jahr 2002 wurde die Großwohnsiedlung in das Bund-Länder-Programm „Die Soziale Stadt“ aufgenommen. In den Folgejahren investierte die Stadt unter Einsatz von Fördermitteln aus diesem Programm kontinuierlich in die soziale Infrastruktur und die Aufwertung öffentlicher Räume.
Der Bereich Winzerla Süd, hier insbesondere der westliche Abschnitt, bietet sowohl räumlich als auch inhaltlich Potential zur Ergänzung und Erweiterung der bestehenden Wohnbebauung. Grundlegendes Ziel ist es, dieses Potential behutsam und unter Bewahrung und Steigerung der städtebaulichen Qualität zu entwickeln.“ (Stadt Jena)
Die Erstellung des Rahmenkonzeptes unterstützte den Bereich Stadtplanung der Stadt Jena im zukünftigen Umgang mit dem Gebiet und gab eine erste Orientierung hinsichtlich der Potentiale des Areals.
Impulse - Nachbarschaften & Quartiersmitte

Neue Impulse für eine attraktive und zeitgemäße Quartiersentwicklung werden gesetzt um den in der Analyse herausgestellten Schwächen des Quartiers entgegenzuwirken, insbesondere der monotonen Stadtstruktur, dem wenig differenzierten Wohnungsangebot sowie der fehlenden gemeinschaftlichen Treffpunkte.
Diese Impulse werden in Form von Neubauten und neuen Nutzungen dezentral gesetzt, um das Quartier im Ganzen zu aktivieren. Die Impulswirkung wird durch das entwickelte Erlebnis-, Mobilitäts- und Vegetationskonzept gefestigt und gestärkt. Durch die dezentrale Impulssetzung wird insbesondere der Zugang zu Freiflächen und Treffpunkten für mobilitätseingeschränkte Menschen ermöglicht. 
Sogenannte „Nachbarschaften“, punktuelle bauliche Ergänzungen der Zeilenbebauung, bringen neue Wohnangebote sowie wohnergänzende Erdgeschossnutzungen unter. Durch die jeweilige Anordnung dieser Ergänzungen werden neue sozial-räumliche Einheiten mit Treffpunkten und Aktivitäten für Bewohner*innen geformt. 
In der nördlich gelegenen Parkstadt entstehen die „Nachbarschaften“ jeweils durch Setzung zweier Punkthäuser. Die Neubauten sind zwischen den oder am Kopf der Bestandsgebäude platziert. Die neuen „Nachbarschaften“ der südlich gelegenen Gartenstadt werden aufgrund des anderen Kontextes mit jeweils einem Gebäude im Doppel-Typ realisiert. Dadurch wird gleichzeitig ermöglicht, „gartenstadteigene“ Akzente zu setzen. 
In der Planung wurde die Positionierung der Neubauten im Verhältnis zu den Bestandsgebäuden, dem wertvollen Baumbestand, der Topografie sowie der bestehenden Erschließung und Infrastruktur optimiert. Insbesondere wurde die vorgeschlagene Bebauungsstruktur auf eventuelle Konflikte mit der unterirdischen Fernwärme-Infrastruktur geprüft, um eine größtmögliche Realisierungsfähigkeit in die Planung einzubeziehen. Die tatsächliche Umsetzung muss durch nachfolgende Schritte gesichert werden.
Die Quartiersmitte ist der größte Impulsgeber für Winzerla Süd und der zentrale Baustein des Rahmenplans. Sie verfügt über besondere Freiraumangebote und eigenen Gebäudetypus mit besonderen Erdgeschossnutzungen. Mit diesen Attributen ausgestattet, vermag sie als ein adressbildender Auftakt für das gesamte Quartier zu fungieren. So wird ein Baustein realisiert, dessen Notwendigkeit sich bereits in der Analyse abzeichnete.
Aufgrund noch ungeklärter Rahmenbedingungen und der besonderen Rolle der Quartiersmitte präsentiert das Rahmenkonzept zunächst zwei Varianten mit unterschiedlichen Baukörpern als Vorlage für die weitere Planung. Da die hier geplante besondere Bebauung ein wichtiger Orientierungspunkt auf Stadtteilebene ist, sollte dieser derzeit noch flexible Baustein in engerer Abstimmung mit der Stadt Jena und dem Wohnungsbauunternehmen in den kommenden Planungsphasen genauer definiert werden. Hier besteht großes Potenzial, Bedarfe wie beispielsweise mehr Wohneinheiten oder weitere ergänzende Nutzungen zu decken. Um den städtebaulichen Akzent deutlich zu setzen, empfiehlt sich eine höhere Geschossigkeit im Vergleich zu den übrigen Gebäuden im Plangebiet.

Gesamtkonzept Freiraum
Die Bebauung in Jena Winzerla Süd wird um punktuelle Neusetzungen erweitert. Diese sogenannten „Nachbarschaften“ stellen die Impulse für Freiflächen in Form von kleinen Plätzen und Treffpunkten dar. In direkter Umgebung zu den städtebaulichen Interventionen entsteht in Kombination mit den Bestandsgebäuden jeweils eine halboffene Raumsituation. Diese bietet den Platz für neue, gemeinschaftliche Nutzungen. Der Schwerpunkt des neuen Freiraumkonzeptes ist die Quartiersmitte nördlich der Oßmaritzer Straße, die den Auftakt zum Quartier und, als Teil des Angers, auch den Auftakt der Stadtteilachse bildet. 

Erlebniskonzept
Die unterschiedlichen Platzflächen vereint ihre gleichartige Oberflächengestaltung. „Shared spaces“ entstehen durch Integration anliegender Verkehrsflächen in die Gestaltung der Plätze. Das verbindende Element zwischen den einzelnen Plätzen stellt der „Aktivweg“ dar. Entlang dieses Weges können verschiedene Aktivitäten erlebt werden. Es handelt sich um kleine Aussichtsplattformen, Liegewiesen, Sitzgelegenheiten, Spielbereiche für alle Generationen und Terrassen für Urban Gardening. Der barrierefreie Weg geht proaktiv mit der anspruchsvollen topografischen Situation um und bindet diese bewusst als Gestaltungsmerkmal ein. Er stellt einen Alternativweg für die nicht barrierefreien, straßenbegleitenden Gehwege dar.

Mobilitätskonzept
Ein wichtiger Konzeptbestandteil sind die Mobilitätsstationen, welche sich an den kleinen Nachbarschaftsplätzen befinden. Mit Hilfe von Car-Sharing und Bike-Sharing auf Basis von Elektromobilität soll der Umweltverbund gestärkt werden. Diese sogenannte „Quartiersflotte“ ist jeweils einer gemeinsamen „Nachbarschaft“ zugeordnet. Im Gebiet werden zwei gemeinschaftliche Tiefgaragen unter Neubauten eingeplant, um den ruhenden Verkehr auf Freiflächen zu reduzieren. Die Bertolt-Brecht-Straße soll im Planungsgebiet ab der Quartiersmitte als verkehrsberuhigter Bereich gestaltet werden.
Die angedachte Einrichtung einer weiteren Bushaltestelle in der Bertolt-Brecht-Straße hat zum Ziel die als Defizit identifizierte Steigung im Gebiet mit dem öffentlichen Verkehrsmittel (ÖV) zu überwinden. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass zukünftig der Fokus in innerstädtischen Bereichen weniger auf dem Individualverkehr liegen wird und mit einer guten ÖV Anbindung und den ergänzenden Mobilitätsangeboten den Bedürfnissen der Bewohner sehr gut Rechnung getragen werden kann. Ob aufgrund der Umgestaltung ggf. (vorübergehend) neue Stellplätze an anderer Stelle geschaffen werden müssen ist derzeit noch nicht zu sagen und von den dann tatsächlichen Bedarfen abhängig.

Vegetationskonzept
Das Bearbeitungsgebiet unterteilt sich gemäß dem bestehenden städtebaulichen Rahmenplan in die Bereiche ‚Parkstadt’ und ‚Gartenstadt‘. Die Parkstadt ist charakterisiert durch den Altbaumbestand und großzügige Wiesenflächen. Der wertvolle Baumbestand wird größtenteils erhalten und nur punktuell etwas aufgelichtet. Die offenen Bereiche in der Parkstadt sollen durch gruppierte Baum- und Strauchpflanzungen strukturiert werden. Dadurch entsteht ein Wechsel aus offenen und geschlossenen, lichten und schattigeren Aufenthaltsflächen. Zudem wird die Einsehbarkeit von der Straße und den angrenzenden Wohnblöcken auf die Aufenthaltsflächen durchbrochen, sodass die Flächen zum Verweilen einladen. 
Die Gartenstadt zeichnet sich durch kleinteiligere Flächen und zwei verschiedene Arten von Mietgärten aus. Einerseits gibt es kleine Parzellen hinter den Wohnblöcken, andererseits entstehen größere Gartenterrassen, die für alle Bewohner*innen zugänglich sind und angemietet werden können. Die Gemeinschaftsgärten können von mehreren Nutzer*innen als Gruppe genutzt werden.
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